Lernschwierigkeiten betreffen viele Kinder und Jugendliche und stellen sie – sowie ihre Eltern und Lehrkräfte – täglich vor Herausforderungen. Umso entscheidender ist es, frühzeitig geeignete Förderstrategien zu entwickeln, die nicht nur fachliche Defizite aufarbeiten, sondern auch das Selbstvertrauen der Kinder stärken.
Im September hatten wir dazu im Lerntherapeutennetzwerk zwei Inputs:
Sabine Landua berichtete über Mathematiklehrwerke und inwiefern diese Hilfe oder Hürde im Lernprozess sein können.
Susanne Seyfried hielt einen Vortrag dazu, wie Schüler mit Lernschwierigkeiten im Mathematikunterricht gefördert werden können.
Wenn du Mitglied im Lerntherapeutennetzwerk bist, kannst du dir die Aufzeichnungen zu beiden Vorträgen jederzeit anschauen. Falls du (noch) nicht Mitglied bist, findest du in diesem Artikel eine kurze Zusammenfassung der beiden Themen.
Mathematiklehrwerk – Hilfe oder Hürde im Lernprozess
Etwa 2-8 % aller Kinder eines Jahrgangs entwickeln eine Rechenschwäche oder Dyskalkulie, die sich hartnäckig halten kann, wenn nicht frühzeitig unterstützende Maßnahmen ergriffen werden. Eine Rechenschwäche entsteht durch ein Ursachengeflecht aus mehreren Faktoren, die zusammenwirken. Dabei können die verschiedenen kind- und umweltbezogenen Faktoren sowohl Schutz- als auch Risikofaktoren sein. So könnte z.B. Unterricht, der sich an einem guten Mathematiklehrwerk orientiert eine Hilfe sein, damit Lernschwierigkeiten gar nicht erst entstehen.
Im Vortrag von Sabine Landua wurde deutlich, dass mathematische Basiskompetenzen, z.B. die Zahlwortreihe, das Unterscheiden von Mengen nach mehr / weniger, das genaue Zählen von Dingen und die Zerlegbarkeit von Mengen in Teilmengen, entscheidend für das Erlernen des Rechnens sind. Umgekehrt haben Kinder mit einer Rechenschwäche meist Schwierigkeiten mit den mathematischen Basiskompetenzen.
Ein gutes Mathematiklehrwerk sollte daher diese Basiskompetenzen aufgreifen und fördern, bevor mit dem eigentlichen Rechnen begonnen wird. Weitere wichtige Kriterien sind darüber hinaus die Verwendung geeigneter Darstellungsmittel, eine angemessene Wiederholung und die wichtige Versprachlichung mathematischer Inhalte.
Wenn du mehr dazu lesen willst, kannst du demnächst auf Sabines Blog weiterlesen.
Förderung von Schülern mit Lernschwierigkeiten im Mathematikunterricht
Susanne Seyfried gab in ihrem Input Impulse, wie Schüler mit einer Dyskalkulie in der Schule unterstützt werden können. Dabei identifizierte sie 4 Förderbausteine:
- emotionale Stärkung:
Dies beinhaltet einen offenen Umgang mit dem Thema Stärken und Schwächen, einen positiven Umgang mit Fehlern und eine stärkenorientierte Grundhaltung.
Im Lerntherpeutennetzwerk war dies unser Themenschwerpunkt zum diesjährigen Aktionstag Legasthenie und Dyskalkulie. In unserem Artikel Fehler als Chance – eine neue Perspektive auf Scheitern in der Schule haben wir 15 Tipps zusammengestellt, wie der Aufbau einer positiven Fehlerkultur in der Schule gelingen kann. Vielleicht fallen dir weitere Ideen ein? Wir freuen uns auf deine Rückmeldung! - Psychoedukation:
Die Unterstützung beinhaltet auch die Aufklärung von Eltern über Lernschwierigkeiten, wie z.B. Rechenschwäche / Dyskalkulie sowie die möglichen Fördermaßnahmen. Dazu eignen sich z.B. thematische Elternabende. Leider wird diese Möglichkeit noch zu selten genutzt, weil sich auch Lehrkräfte auf diesem Gebiet nicht immer sicher fühlen. Hier können Lerntherapeuten als Experten unterstützen. Sprich uns gerne an! - Prävention im Unterricht:
Fachlich guter Unterricht ist die beste Unterstützung von Schülerinnen und Schülern mit Lernschwierigkeiten. Dazu gab es wichtigen Input im Vortrag von Sabine Landua „Mathematiklehrwerk – Hilfe oder Hürde im Lernprozess“. - schulrechtliche Maßnahmen:
In der Unterstützung von Schülerinnen und Schülern mit Lernschwierigkeiten haben Lehrkräfte einen pädagogischen Ermessensspielraum, den sie ausschöpfen können. Erst wenn dieser nicht ausreicht, können Maßnahmen im Sinne eines Nachteilsausgleichs vereinbart werden, um dem Schüler die Teilhabe am Unterricht zu ermöglichen. Welche Regelungen z.B. in Niedersachsen gelten, kannst du hier nachlesen. Dort findest du auch Beispiele möglicher Maßnahmen und Links zu den Regelungen in Hessen, Baden-Württemberg, Österreich, Sachsen und Brandenburg.
Intensiver Austausch im Anschluss
Beide Vorträge regten zu einem intensiven Austausch an, so dass wir im Nachhinein noch gemeinsam Ideen sammelten, wie der Unterricht so gestaltet werden könnte, dass alle Schüler auf ihrem individuellen Niveau mitarbeiten können. Hier werden wir noch weiter sammeln und unsere Ideen, ähnlich der Tipps für die schulische Unterstützung bei LRS, im nächsten Jahr wieder in einer Aktion mit euch teilen.
Folge uns auch gerne auf Instagram unter den Hashtags #lerntherapeutennetzwerk und #lerntherapeutenpower und du bist immer über unsere Aktionen informiert.
An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön für deinen wunderbaren Vortrag, liebe Sabine.
Ganz lieben Dank, Ute!