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Sabine Walker über die Kraft des Lerntherapeuten-Netzwerks – kollegialer Austausch, der trägt

Viele Lerntherapeuten kennen das Gefühl, alles allein stemmen zu müssen.
Der Wunsch nach kollegialem Austausch, nach fachlichem Sparring und emotionalem Rückhalt ist groß, doch der Alltag lässt oft wenig Raum dafür. Sabine Walker, integrative Lerntherapeutin mit eigener Praxis aus Kirchentellinsfurt (in der Nähe von Tübingen) hat diesen Schritt gewagt: Raus aus der Einzelkämpferrolle, hinein in ein Netzwerk, das sie nicht mehr missen möchte.

Sabine Walker
Sabine Walker, Lerntherapeutin aus Kirchentellinsfurt

Im folgenden Interview spricht sie offen und persönlich über ihre Erfahrungen:
Was sie im Austausch mit Kollegen berührt hat, welche Impulse ihren Arbeitsalltag nachhaltig verändert haben – und warum sie heute sagt: „Ich bin inspiriert. Ich bin verbunden. Und ich bin richtig, genau da, wo ich bin.“

Was war dein erster Gedanke, als du vom Lerntherapeuten-Netzwerk erfahren hast?

Das ist schon lange her. Mein erster Gedanke war, dass ich nicht mehr Einzelkämpferin sein muss. Dass es für mich eine Möglichkeit gibt, mich auszutauschen und trotzdem solo selbständig sein zu können, d.h. keine Mitarbeiter benötige, um trotzdem im Austausch sein zu können. Das war schon länger so, dass ich mich nicht wirklich glücklich fühlte. Mir fehlte fachsimpeln, austauschen können, Gleichgesinnte. Von daher war es eine sehr spontane Entscheidung, die ich bis heute nicht bereut habe.

Was hat dich besonders überrascht oder berührt im Austausch mit anderen?

Berührt hat mich unter anderem, dass ich geschätzt wurde, in dem, was ich an Erfahrung mitgebracht habe, an Wissen und an Haltung. Ich hatte meistens das Gefühl, dass es nicht um Konkurrenz geht, sondern darum, sich gegenseitig zu stützen und sich wertzuschätzen. Das hat mich absolut berührt.

Dann auch diese spontane Lockerheit untereinander. Wir kommen aus verschiedenen Ecken von Deutschland und von Österreich. Aber es ist keine Fremdheit da, es ist, als ob wir schon seit langen Jahren zusammen ein Team sind. Und das ist auch für mich so bei neuen Leuten, die dazu kommen. Es ist keine Fremdheit da, sondern eine Vertrautheit auf eine neue und trotzdem bekannte Art. Man spürt schnell die Gemeinsamkeit: eine tolle, professionelle Arbeit zu machen, die nicht verkrustet ist, sondern sich immer offen hält, weiterzugehen, weiterzulernen.

Gab es einen Impuls oder eine Idee, die dich nachhaltig geprägt hat?

Impulse gibt es etliche, die mich nachhaltig prägen, denn sie tun es immer noch, es ist keine abgeschlossene Sache. Ein Impuls ist zum Beispiel, am Bloggen dran zu bleiben. Im Grunde schreibe ich total gerne. Aber ich brauche Unterstützung, Impulse, Feedbacks, um dran zu bleiben, weil das sonst als eines der ersten Dinge im Alltag, der voll ist, auf der Strecke bleiben würde. 

Mit der Entdeckerkiste und Ritualien Lerntherapie gestalten

Dann gab es diesen Impuls mit der Entdeckerkiste: Als er aufkam, habe ich erst einmal für mich eine Entdeckerkiste angefangen, da ich es für eine geniale Sache hielt. Die stand aber monatelang in meinem Büro, wurde nicht eingesetzt. Dann gab es die Entdeckerkiste zum Ausdrucken, die begann ich dann einzusetzen und war berührt über die Reaktion der Kinder und der Eltern.

Und dann gab es an einem Abend das Thema Rituale. Rituale in der Lerntherapie. Ich konnte es lange für mich nicht klar in Worte fassen, dass es für mich kein befriedigendes Ritual für den Abschluss einer Lerntherapie gab. Klar hatte ich so bestimmte Abläufe. Aber so etwas griffiges, elektrisierendes, absolut geniales, für mich zufriedenstellendes Ritual hatte ich schon lange nicht mehr. Ritual plus Entdeckerkiste waren für mich die absolut zündende Idee. Jetzt gestalte ich mit den Kindern mega tolle Entdecker-Schatz-Kisten, die sie am Ende der Lerntherapie mitnehmen dürfen. Eltern wie Kinder sind total berührt davon, finden diese Idee einmalig genial. Und ich bin wieder neu inspiriert, selbst neu angezündet, beeindruckt, was alles Lerntherapie, meine Arbeit, ausmacht. Das sind echte Konfettis. 

Entdeckerkiste – gestaltet von Schülern von Sabine Walker
Kreatives Gestalten der Entdeckerkiste
Digitale Entdeckerkiste

Konfettis der Woche und Lerntherapie in Schule

Und das sind nur zwei Highlights von vielen. Viel habe ich in meinen Alltag mit übernommen, an Spielideen, aber auch an Haltungen. Und ich kann sagen, ich erzähle immer stolz von meinem Netzwerk und demonstriere damit, dass ich nicht alleine dran stehe, sondern dass viele an meiner Seite stehen, weitaus mehr, als es in einem Team möglich wäre.

Auch die Konfettis der Woche. Sich immer wieder bewusst machen, was gerade richtig besonders in der Arbeit läuft. Dieses Bewusstwerden unserer tollen Arbeit und andere daran teilnehmen lassen, die wissen, was das bedeutet, denen ich nicht viel dazu erklären muss, weil sie selbst in dieser Arbeit stehen.
Und dann noch die Ermutigung als Lerntherapeutin mich ins Schulsystem zu begeben und Lerntherapeutin zu bleiben, mir selbst treu zu bleiben, das war einer der wichtigsten Impulse für mich.

In herausfordernden Zeiten, was hat dir das Netzwerk gegeben?

Ich wusste immer, seit dem ich im Netzwerk bin, egal mit welchem Problem ich mich herumschlage, dass ich mich damit ans Netzwerk wenden kann. Egal, ob es um einen Fall geht, oder ob es darum geht, dass  mir gerade persönlich die Luft ausgeht – für mich ist immer mein Netzwerk die Anlaufstelle. Und selbst wenn ich in privaten Dingen verstrickt bin und ich einfach nur an einem Austausch teilnehme, merke ich, dass ich nicht alleine bin. Das sortiert für mich manches Mal Gedanken und Gefühle und erdet mich wieder auf eine positive Art. Das lässt mich durchatmen und spüren, dass ich richtig bin, ich es gut mache.

Was macht dieses Netzwerk für dich so besonders?

Für mich ist es wichtig, mich immer auf dem Laufenden zu halten. Aber – meine zeitlichen Kapazitäten sind beschränkt. Umso mehr genieße ich es, von anderen Netzwerkteilnehmerinnen mitzubekommen, was es gerade an Themen gibt, worüber sie sich ihre Gedanken machen.

Der Austausch, dieses Miteinander und sich gegenseitig zu stärken und zu unterstützen hilft mir sehr.

Auch dass meine Rolle nicht festgeschrieben ist auf “Teilnehmerin”. Mal kann ich Inputs bringen, mal partizipiere ich von den Inputs der anderen. Mal höre ich zu, mal bin ich aktiv im Geschehen involviert und helfe einem anderen aus dem Netzwerk, beispielsweise klarer zu sehen. Wir begegnen uns auf Augenhöhe, und das ist ein sehr gutes Gefühl.

Vor kurzem sagte mir eine 12. Klässlerin, dass sie mich bewundert, dass ich immer so auf dem Laufenden bin, an aktuellen Themen dran bin. Das könnte ich ohne Netzwerk nicht sein. Ich weiß für mich, dass ich meinen Alltag abarbeiten und immer wieder extra Energie aufwenden müsste, um mich weiterzubilden, Anregungen zu bekommen.

Die bekomme ich dadurch, dass ich an Terminen teilnehme. Und dann gibt es dabei einen Aha-Moment, wo ich merke, dass es mich in meiner Arbeit weiterbringt. Ein neuer Gedanke, den ich für mich nicht hätte so greifen können, eine neue Aussage, die ich erst hätte machen können, wenn ich einiges an Literatur gelesen hätte, eine neue Spielidee, die mich inspiriert, wieder aus meinem Fahrwasser herauszukommen, eine Haltung, die mich beeindruckt und die ich gerne übernehmen möchte, bzw. an der ich mich orientiere und meine eigene Haltung korrigiere.

Und trotzdem bleibe ich bei mir selbst. Bin ich, mit Zuwachs, Erweiterung in Gedanken, Sichtweisen, Haltungen. Und es gibt immer wieder Situationen, die mich bestärken. Die mir deutlich machen, dass meine Arbeitsweise, dass ich richtig bin, am richtigen Platz bin.

Viele fühlen sich im Alltag völlig ausgelastet, warum lohnt es sich trotzdem sich regelmäßig Zeit für den Austausch zu nehmen? 

Ich könnte nie die Zeit investieren, die ich benötigen würde, um all das, was ich an verbalen Inputs und an Reflektion durch den Austausch erhalte, mir selbst zu erlesen und zu recherchieren.

Ich bin seit 15 Jahren Lerntherapeutin und habe seit über 10 Jahren eine eigene Praxis. All das, was ich an Ideen, über den Suppenteller schauen, aus meiner Komfortzone heraustreten, innerlichen wie auch professionellen Wachstum und Weiterentwicklung durch das Netzwerk erlebe, das bringen mir diese Termine. Ich könnte das nie für mich selbst so erarbeiten.

Ich hätte weder die zeitliche Kapazität, die es benötigen würde, noch den Blick für all den Wissensschatz und Reichtum. Und über all dem steht für mich der Punkt, gemeinsam mit mindestens 50 anderen Menschen für eine Sache einzutreten: die Kinder, die mit all diesen belastenden Themen zu uns kommen, auch die Eltern, mit offenen Armen und Ohren zu empfangen, weil ich weiß, wenn ich nicht mehr weiter weiß, dann steht ein großes Team an meiner Seite, das mir hilft, Wege zu finden, das Kind und die Eltern gut zu begleiten, zu unterstützen, zu stärken und zu Gewinnern in dem System zu machen – nicht zu Verlierern.

Danke Susanne, dass du diese Energie hast, dieses Netzwerk ins Leben gerufen zu haben und es so am Leben zu halten.

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